Sammeln und Ordnen sind feste Bestandteile der wissenschaftlichen Tätigkeit von Komparatist*innen, ganz alltäglich beim Anlegen und Benutzen materieller Sammlungen, oder bei der Ausarbeitung und Anwendung von Wissensordnungen und Systematiken. Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten, die im Vergleich von Texten, Literaturen, anderen Künsten, aber auch bei der Gegenüberstellung literaturwissenschaftlicher Praktiken und Methoden zutage treten, müssen, sofern man sie typologisch oder als Teil größerer Zusammenhänge versteht, zugeordnet und klassifiziert werden.
Solche Klassifikationen nicht bloß zu übernehmen, sondern sie zu hinterfragen und zum Gegenstand der wissenschaftlichen Aufmerksamkeit zu machen, ist spätestens seit der breiten Rezeption von Michel Foucaults Die Ordnung der Dinge ein Schwerpunkt in der Reflexion über die Arbeitsweisen der Geisteswissenschaften. Natürlich haben Wissensordnungen ihrerseits wiederum direkte Auswirkungen auf die praktisch-materielle Dimension von Sammlungen. Die Formen von Bibliotheken, Archiven, Registern, Katalogen und Verzeichnissen und unser Suchen und Finden stehen in engstem Zusammenhang - im Literaturarchiv der ÖNB, in der Berliner StaBi, in Niklas Luhmanns Zettelkasten, im Internet.
Achim Hölter, der sich seine ganze akademische Karriere hindurch mit Fragestellungen beschäftigt hat, die in den Bereich "Sammeln und Ordnen" fallen, könnte allein mit seinen Publikationen und Forschungsinteressen beinah als Systematik, zumindest jedoch als roter Faden durch den Fragekomplex dienen. Ob es sich um die flexible Klassifikation einer motivgeschichtlichen Studie, wie in der Habilitationsschrift Die Invaliden handelt oder die praktische Arbeit an Archiv- und Bibliotheksbeständen, wie zuletzt im Großprojekt der Rekonstruktion von Ludwig Tiecks "protokomparatistischer" Bibliothek. Mit dem vorliegenden Band wird ihm eine Sammlung von Aufsätzen zu diesem Themenkreis zum 60. Geburtstag gewidmet.
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